Bilitis 1

BILITIS I
Für Pierre Louys

A
Der Taurus! Ein Wald mit Knospenschatten
und in ihm Feen mit orangefarbenen Haaren.
Weiblichkeit ließ den jungen Sultan zur Reife kommen.
Wie duftet dein Haar im Hain,
wo du deine Lieder sangst,
nach Lilie, nach Hyazinthe!
Im Waldbach, den dein Busen mit Schlingflanzen gefesselt,
im Schein der Sterne
hat einst ein Hirte deine Granatapfellippen geküsst.

B
Waldfeen, die mit den blauen Haaren,
und die mächtige Göttin der freien Liebe
mit den Rosenknospen im Haar,
betrat vom Mondscheinpfad her das Tal der Hagebutte,
suchte im Fluss das Himmelsgewölbe.
Levkojen kamen ihr in den Sinn.
Sie wußte, ihre Jungfernschaft lag im Spiegelwasser von Karasu1,
aber sie fand ihn nicht, den Hirten, der in der langen Nacht
seinen Schwur vergaß, als geschwindt der Morgen dämmerte.

C
Ach! Feen, Steinböcke, Mondschein.
Herzzerreißende Lieder singen Nomadenmädchen.

Oguz Tansel
Übersetzt von Thomas Balkenhol und Yüksel Pazarkaya
1 Der Fluss “Dunkles Wasser”